Jüdische Kultur und Küche – Shakshuka

1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Schalömchen Wolfsburg!

CONCERTO FOSCARI

Concerto Foscari | In Dialogo – Zum Religionsgespräch von 1704

Sonntag 06.06.2021 16:00 Uhr

Zum nationalen Festjahr „1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ beleuchtet das Ensemble Concerto Foscari aus Hannover die deutsche und europäische Entwicklung jüdischer Musik und bringt ihre Vielschichtigkeit zum Ausdruck.Das Ensemble Concerto Foscari widmet sich seit vielen Jahren jüdischen Themen. Es befasst sich mit der Entwicklung der jüdischen Musik im deutschen und europäischen Raum, beleuchtet sie auf unterschiedliche Weise die Vielschichtigkeit der Kompositionen und setzt sie in diverse Kontexte.

Das Programm reflektiert ein historisches Religionsgespräch zwischen Juden und Christen, dessen Überlieferung bis heute einzigartig ist. Rezitierte Textpassagen stehen im Dialog zwischen kammermusikalischen Werken des jüdischen in Mantua beheimateten Komponisten Salamone Rossi und des einst in Wolfenbüttel wirkenden christlichen Komponisten Johann Rosenmüller.

HIER können Sie sich den Live-Stream anschauen.


Über das Religionsgespräch von 1704

Ein christlich-jüdisches Religionsgespräch vor über 300 Jahren am kurfürstlichen Hof von Hannover – warum verdient es Aufmerksamkeit? In dieser Epoche gab es keine Religionsfreiheit und in der Altstadt Hannovers ist das evangelisch-lutherische Bekenntnis verordnet. Personen anderer Konfessionen und anderer Religionen bekamen Wohnrecht allein in der Neustadt, die eine liberalere Gesetzgebung hatte. Unter diesen Bedingungen existierte um 1700 eine jüdische Gemeinde von etwa 65 Personen in der Calenberger Neustadt.

Das Ereignis des Religionsgesprächs wird durch eine Person ausgelöst, deren Namen wir nicht kennen. Ein aus jüdischer Zugehörigkeit zum Christentum konvertierter Mann – er wird im Text der Apostat genannt – hat es sich zur Aufgabe gemacht, jüdische Gemeinden zu Religionsgesprächen herauszufordern. Er vertritt die These, mit Belegen aus der hebräischen Bibel beweisen zu können, dass Juden sich taufen lassen sollen. Weil es keine gesetzlich verankerte Religionsfreiheit gibt, kann ein öffentlicher Disput in dieser Sache die jüdischen Gemeinden in eine überaus heikle Situation bringen und Repressionen zur Folge haben. Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde um 1704, Leffmann Behrens, genießt hohe Wertschätzung beim hannoverschen Kurfürsten und trägt das Anliegen eines Religionsgesprächs dem Kurfürsten Georg Ludwig (dem späteren Georg I. König von Großbritannien) vor. Der erklärt die Herausforderung zu seiner Sache; am übernächsten Tag findet der Disput öffentlich im Schloss statt. Es ist ein außergewöhnlicher und glücklicher Zufall, dass der Rabbiner Joseph Samson, der die jüdische Seite des Disputs bestritten hat, ein Protokoll des Gesprächs hinterließ. Zweihundert Jahre später entdeckt ein Nachfahre die hebräische Handschrift und lässt sie 1914 veröffentlichen.

Am Nachmittag des 21. Juli 1704 sind die Teilnehmer des Religionsgesprächs in das Stadtschloss gebeten, genauer in die Räumlichkeiten der Kurfürstin Mutter Sophie. An einem großen Tisch stehen die Disputierenden sich gegenüber. Auf der einen Seite der Konvertit, der Vorsteher der jüdischen Gemeinde Leffmann Behrens und Molanus, Abt von Loccum und ranghöchster Vertreter der evangelischen Kirche; ihnen gegenüber stehen der Rabbiner Joseph Samson aus Stadthagen, der Kurfürst Georg Ludwig und sein jüngster Bruder Ernst August. In einem Eckwinkel, so heißt es im Protokoll, sitzen Sophie und ihr Schwager, Herzog Georg Wilhelm von Celle. Schriftbelege und Argumente werden vorgebracht und erwidert. Das Gespräch dauert dreieinhalb Stunden. Der Kurfürst folgt mit Aufmerksamkeit dem Gang des Disputs, beteiligt sich mit Fragen und Kommentaren. Sein resümierender Satz: „Dann haben die Juden niemals nötig, sich taufen zu lassen.“. Erleichtert kommentiert der Protokollant: „Das war ein mächtiges Wort.“. Mit diesem Satz setzt der Kurfürst Georg Ludwig seine Religionsliberalität unter Beweis. Als der Kurfürst mit seinem Gefolge den Raum verlassen hat, bittet Sophie den Rabbiner Joseph Samson und seinen Herausforderer noch einen Augenblick Platz zu nehmen. Sophie wurde mitten im dreißigjährigen Krieg 1630 geboren. Zeit ihres Lebens war es für sie eine brennende Frage, wie Menschen verschiedenen Bekenntnisses in Frieden miteinander leben können. Sie hat an den Reunionsbemühungen zwischen evangelischer und katholischer Kirche in ihrem ausgedehnten Briefwechsel und in ihren Gesprächen mit Gottfried Wilhelm Leibniz teilgenommen. Ihre abschließende Antwort an den Herausforderer des Religionsgesprächs lautet: „Ihr habt doch nix bewiesen.“ Nachdem Sophie den Rabbiner verabschiedet hatte, wurde er mit großem Applaus empfangen.

Es gibt in der Literatur kein zweites überliefertes Religionsgespräch zwischen jüdischen und christlichen Vertretern unter den Bedingungen der Nicht-Religionsfreiheit. Das macht das einzigartige Dokument des Religionsgesprächs vom 21. Juli 1704 im Stadtschloss von Hannover umso beachtenswerter. Das Religionsgespräch wurde als Druck im Jahre 1914 herausgegeben.

Programmablauf

01. Salamone Rossi – Sonata in Dialogo, detta la Viena
02. Johann Rosenmüller – Adagio & Allegro (aus Sonata Prima)
03. Johann Rosenmüller – Adagio (aus Sonata Prima)
04. Salamone Rossi – Sonata Sesta sopra L'Aria di Tordiglione
05. Religionsgespräch – Teil 1
06. Salamone Rossi – Sonata sopra L'Aria di Ruggiero
07. Johann Rosenmüller – Presto & Adagio (aus Sonata Quarta)
08. Johann Rosenmüller – Adagio (aus Sonata Seconda)
09. Salamone Rossi – Sonata Settima sopra L'Aria d'un Balletto
10. Religionsgespräch – Teil 2
11. Salamone Rossi – Sonata Prima, detta la Moderna
12. Johann Rosenmüller – Prestissimo (aus Sonata Prima)
13. Johann Rosenmüller – Adagio (aus Sonata Terza)
14. Salamone Rossi – Sonata sopra „La Scatola“
15. Religionsgespräch – Teil 3
16. Johann Rosenmüller – Grave – Allegro – Adagio – Allegro – Adagio (aus Sonata Seconda)
17. Salamone Rossi – Passeggio d'un Balletto
18. Salamone Rossi – Gagliarda detta Venturino
19. Salamone Rossi – Gagliarda detta la Massara

Orthodoxe Jüdische Gemeinde zu Wolfsburg, in Kooperation mit Concerto Foscari und dem Scharoun Theater Wolfsburg


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